Die Rettung des Eichbergerhofs

Im Zusammenhang mit den Gedenkfeierlichkeiten zur Schlacht bei Höchstädt-Blindheim im Sommer 2004 stieß der interessierte Leser oder Besucher von Vorträgen und Führungen immer wieder auf den Namen des Eichbergerhofs.

 

Der allein stehende Hof liegt auf einem, von weither sichtbaren, Hügel an der Straße auf halbem Weg von Lutzingen nach Unterliezheim. Und genau hier soll der große kaiserliche Feldherr Prinz Eugen am Morgen des 13. August 1704 vor der Schlacht sein Hauptquartier genommen haben, um von dort aus den Vormarsch preußischer und dänischer Infanterie und der kaiserlichen Artillerie und Kavallerie, kurz des ganzen rechten Flügels der Alliierten zu dirigieren und zu beobachten. Dabei hat er sich wohl auch im Haupthaus des Eichbergerhofs aufgehalten.


Neu im Jahr 2004: Gedenkstein und Schautafel am Denkmalweg zur Schlacht bei Höchstädt 1704 mit dem Bild des Eichbergerhofs

Dieser historischen Begebenheit wurde dadurch Rechnung getragen, dass im Jahr 2004, im Rahmen der Errichtung eines „Denkmalweges 1704“, an der vorbeiführenden Straße ein Gedenkstein und eine Erklärungstafel aufgestellt wurden, die auf dieses Ereignis hinweisen. Der Eichbergerhof, auf der Info-Tafel als „Gutshaus mit französischem Dachstuhl aus der Zeit um 1650“ bezeichnet, trägt im Rahmen des Denkmalwegs die Nummer 7.


  Detail von der Infotafel am Denkmalweg: der Eichbergerhof als Sehenswürdigkeit

Viele Schlachtfeldbesucher und Touristen, die im Sommer 2004 davon angelockt, dem Gehöft einen Besuch abstatten wollten, erlebten dann aber eine böse Überraschung. Das Haus war in einem bejammernswert ruinösen Zustand. Besonders gefährlich für die Bausubstanz waren dabei die großen Löcher im Dach. Eines der bedeutendsten Geschichtsdenkmäler des Landkreises Dillingen stand vor dem Aus.


  Der Eichbergerhof im Sommer 2004

Das Bauernhaus macht auf einer Abbildung aus den frühen 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als es noch bewohnt war, einen durchaus gut erhaltenen Eindruck.


Der Eichbergerhof, Wohn- und Stallgebäude 1972, Kunstdenkmäler von Schwaben, S. 238.

Doch das sah im Gedenkjahr 2004 ganz anders aus. Dabei werden der denkmalpflegerische Wert und der architektonisch interessante Charakter des zur Gemeinde Lutzingen gehörigen Gebäudes eindeutig durch eine kurze Darstellung der Geschichte und Architektur des Eichbergerhofs bei Werner Meyer im Band VII der Kunstdenkmäler von Schwaben, München 1972, S. 238 (Abbildung ebd.) belegt:

Geschichte und Beschreibung: Der Hof ist ein seit der ersten Nennung zur Grundherrschaft des Klosters Kaisheim gehöriges Gut als Ausbausiedlung von Lutzingen. Jetziger Baubestand wohl 17. Jahrhundert.

  Quadratisches, zweigeschossiges Hauptgebäude mit Zeltdach, daran langgestreckter, eingeschossiger Wirtschafts- und Stallbau, von dem aus das Hauptgebäude im Inneren zugänglich ist. Rechteckige Zargenfenster in unregelmäßiger Anordnung mit glatten Holzläden. Einziger Fassadenschmuck: Ein Stuckring in der Mitte der Frontseite. Ein leichter Absatz in der Außenfläche lässt vermuten, dass die Obergeschosswände aus verputztem Fachwerk sind. Am Obergeschosswandzwickel der hinteren Hausseite auf gestuftem Gesims vorgekragter flacher Erker, innen entsprechende Nische.


Der Eichbergerhof im Herbst 2005 – ein Bild des Jammers

Fest steht, wäre nichts getan worden, hätten demnächst nur noch alte Bilder an den historischen Eichbergerhof erinnert. Die Rettung brachte schließlich der Abdruck eines Bildes vom Eichbergerhof im Zustand 2004 im Gedenkbuch der Stadt Höchstädt zu den Feierlichkeiten 2004 zur Schlacht bei Höchstädt. Die Abbildung war auf Veranlassung von Georg Wörishofer in den Band aufgenommen worden. Durch dieses Bild wurde das Donauwörther Ehepaar Ludwig und Lisbeth Pfaud auf das Haus aufmerksam und verliebte sich sofort in das reizvolle Objekt. Überzeugt vom Wert und der Erhaltungswürdigkeit ihres Gebäudes unterstützten die Eigentümer Erwin und Johanna Zimmer mit persönlichem und finanziellem Einsatz die Bemühungen um die Rettung des Bau- und Geschichtsdenkmals. Am 7. Februar 2006 wurde nach einigen Vorbesprechungen auf der Goldbergalm ein Förderverein Eichbergerhof e. V. gegründet.

Schon im Dezember 2005 waren die ersten Sanierungsarbeiten angelaufen. Das Nebengebäude hat mittlerweile einen neuen Dachstuhl erhalten. Für 2006 ist die Renovierung des Haupt- und Wohngebäudes geplant. Schrittweise soll das Gebäude wieder benutzbar gemacht werden. Die Bewahrung des ursprünglichen historischen Zustands steht dabei im Vordergrund. Das Baudenkmal soll in der Zukunft museal genutzt werden und zum einen an die Ereignisse vom Sommer 1704, zum anderen auch an die jahrhundertelange Geschichte des Hofes als Gründung und Eigentum des Zisterzienserklosters Kaisheim erinnern. So bewahrt der Landkreis Dillingen, um mit den Worten von Kreisheimatpfleger Alois Sailer zu sprechen, ein Stück seiner historischen Eigenart.


Beginn der Sanierungsarbeiten am Eichbergerhof im Dezember 2005

Eine besondere Ehre für den Verein ist es, dass der bedeutende Militärhistoriker Dr. Marcus Junkelmann zur Gründung ein auf den 28. Januar 2006 datiertes Grußwort geschrieben hat. Darin heißt es:

Höchstädt 1704 war die größte und bedeutendste Schlacht, die je auf bayerischem Boden geschlagen wurde. Abgesehen von den Kirchen, haben sich nur wenige Gebäude in ihrer Originalsubstanz erhalten, die mit den Ereignissen vor 300 Jahren eine nachweisliche Verbindung besitzen.

Eines von ihnen ist der Eichbergerhof, der dem Prinzen Eugen, einem der beiden siegreichen Feldherren, als Hauptquartier und Unterkunft diente. Er liegt nur eine kurze Strecke nördlich der Kampfzone, in der sich am 13. August 1704 der rechte alliierte Flügel unter dem kaiserlichen Heerführer und der linke französisch-bayerische unter Kurfürst Max Emanuel in einem vielstündigen mörderischen Ringen ineinander verkrallten.

Es ist ein ganz außerordentliches Verdienst, dass der Förderverein zur Erhaltung des Eichbergerhofs sich dieses historischen Gebäudes annimmt, es vor weiterem Verfall schützt und zu einer Gedenkstätte für die Schlacht von 1704 ausbaut.

Um das benannte Ziel zu erreichen, sind noch gewaltige Anstrengungen nötig. Dabei ist der Verein auf die Hilfe vieler angewiesen. Die Gründungsmitglieder sind zuversichtlich, dass der Verein in den nächsten Jahren wachsen wird und das begonnene Werk zu einem guten Abschluss führen kann.

Dr. Arnold Schromm
Schriftführer des Vereins Eichbergerhof e. V.